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Wirtschaftsinformationen über Alepposeife

– Gepostet im November 2007 –


1. Alepposeife - Herstellung und Hintergründe
2. Alepposeife - Der Hamam
3. Alepposeife - Kulturgeschichte der Seife
4. Alepposeife - der Lorbeerbaum
5. Wirtschaftsinformationen über Alepposeife



1. Alepposeife – Traditionalisten und Modernisierer

Die Eigentümer der traditionellen Altstadtbetriebe sind selbstbewusste Leute. Für syrische Verhältnisse sind die Werte ihrer Grundstücke und Gebäude beträchtlich, und sofern diese mit Mitteln des Khan-Trusts oder der GTZ saniert werden, steigen sie ohne großes Zutun der Eigentümer weiter im Wert. Alepposeife, Olivenhain bei Saint SimeonWieviel der Verkauf solcher Objekte einbringt, darauf können mit defnitiven Zahlen all diejenigen Hersteller eine Auskunft geben, die ihre Innenstadtanlagen verkauft und danach technisch anspruchsvolle Fabriken im Aleppiner Umland aufgebaut haben, aber begreiflicherweise hat die Auskunftsfreudigkeit Grenzen. Wie viele der noch traditionell wirtschaftenden Inhaber neben ihrem Altstadtbetrieb noch einen zweiten im Umland aufgemacht, oder aber einen Teil ihres Vermögens mittlerweile überhaupt in ganz andere Geschäfte investiert haben, bleibt ebenfalls offen. Grundsätzlich verlieren die Traditionalisten aber kein böses Wort über ihre moderneren Kollegen. Sie sind, alle auf eigene Weise, Hersteller der Alepposeife.

Auf wie eigene Weise, das erlebt wahrscheinlich schon seit Jahren die Aleppiner Handelskammer. Ginge es nach ihr, trügen die Siegel der Seifen längst aussagefähigere Angaben, die auch für den internationalen Handel von Vorteil wären (oder sein könnten). Die Traditionalisten lachen nicht einmal über solche Vorstellungen. Sie wundern sich höchstens. Was wissen denn die davon? Glaubt lieber denen, die etwas davon verstehen – also uns.

Die Juniorchefs scheinen da grundsätzlich etwas flexibler zu sein. Der Verdacht liegt nahe, dass ihnen der Stolz ihrer Väter auf das Erreichte mitunter gewaltig auf den Keks geht. Aber wenn sie einmal die Schreibtische der Alten erben, dann erben sie vermutlich auch ihre Überzeugungen. Ohnehin halten sich die Modernisierungsmöglichkeiten in der Altstadt in Grenzen, und ein Wettbewerb mit den hinsichtlich Fläche, Output und Produktivität um vieles stärkeren Seifenfabriken im Umland findet nicht statt. Die Zielkunden sind ganz unterschiedliche Leute. Was in Aleppo im Souq zum Verkauf ausliegt, ist nicht notwendigerweise ein Produkt der Traditionshäuser, und das, was man im Kiosk zwischen Cola, Zigaretten und Brioches finden kann, ist es fast nie. Der Preis ist ein erster Indikator, und ein unter Umständen eher abstoßender Geruch ein zweiter. Diese Alepposeifen halten ganz sicher die Motten fern.

Obwohl die Nachfrage aus dem Ausland offenbar zunimmt, scheint die Zahl der Traditionsbetriebe weiter zu sinken. Bis in die ersten Novembertage machte eine der Manufakturen keine Anstalten, sich auf die Produktionssaison auch nur vorzubereiten. Es heißt, der Betrieb sei verkauft – an französische und schweizerische Investoren. Vielleicht wollten diese die Produktion in eigener Regie fortsetzen; vielleicht solle aus den Gebäuden aber auch ein romantisches Altstadthotel werden. Die Zeit wird es zeigen.


2. Syriens Olivenölhersteller erwarten steigende Preise

Wat de een sien Uhl, is de anner sien Nachtigal. Griechenland hat durch die großen Brände im Sommer des Jahres große Bestände an Olivenhainen verloren. So große, dass Syriens Olivenölhändler sich Preissteigerungen davon versprechen. Für Termingeschäfte stehen sie zur Zeit kaum zur Verfügung, zumal die Verbesserung ihrer Position über mehrere Jahre anhalten dürfte. "Wir sind jetzt auf Rang 3 im internationalen Terrorismus und in der Olivenölherstellung", frotzelt ein Gesprächspartner. "Das kann man sich leicht merken, nicht?"
So viele gute Nachrichten in nur einer Saison...


3. Alepposeife und ihre (türkischen) Quellen

Lorbeer wird offenbar nur in höheren Lagen angebaut. Einmal ist in einem Gespräch die Rede von Lattakia als Ort für diesen Anbau, aber in erster Linie beziehen die Seifensieder ihr Lorbeeröl aus der Türkei. Auch auf dem Hof eines der traditionellen Hersteller fand sich mindestens eine Lorbeeröltonne mit der Beschriftung "Turkey". Und ein Teil der Sodaasche scheint aus Kuwait zu stammen. Im Verhältnis zum Lorbeeröl dürfte der Anteil des Olivenöls an der Wertschöpfungskette der Alepposeife in den nächsten Jahren steigen. Aber das "Fleisch im Reis" bleibt das Lorbeeröl. Aus der Türkei importiert, soll der Preis für 200 kg bei 2.000 US-Dollar liegen.

Bleibt die Frage nach dem Wasser. Kommt das wirklich aus dem Kuweik-Fluss?
Bah! Der reicht mal gerade für ein paar quakende Frösche! Und überhaupt, die Türken – die graben uns das Wasser ab!
Gemeint sind hier nicht die Lorbeerölpreise, sondern der Bau von Staudämmen durch den nördlichen Nachbarn. Der Streit um Wasser, neben Ölen aller Art wohl die Ressource im Nahen Osten, ist für die syrisch-türkischen Beziehungen eine echte Belastung.

Trotzdem bemüht man sich um eine bessere politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Syriens Präsident und der türkische Ministerpräsident haben Besuche ausgetauscht, und fassbarere Fortschritte, jenseits des Protokolls, werden angestrebt. Von einer Freihandelszone ist die Rede. Fürs erste wäre Syrien allerdings wohl schon glücklich, wenn die Türkei von Zöllen auf syrische Produkte absehen würde, die nur im Transit durch die Türkei sind, und deren Zielmärkte jenseits davon, in Europa, liegen.

Ble