Aleppo

» Nordarabisches Tagebuch

Alltag eines Seifensieders der Stadt, vorgestellt von einem Syrer aus Aleppo



Aleppo ist die zweitgrößte Stadt in Syrien. Sie liegt nahe an der türkischen Grenze. Für ungefähr 4000 Jahre war sie eine sehr wichtige Handelsstation zwischen West und Ost, wo die Händler ihre Waren aus Indien, Persien, Pakistan und China durch Baghdad und Aleppo in den Westen exportierten, oder von dort importierten. Sie ist eine Schönheit, und sie hat einen ganz eigenen Zauber.
Sie ist auch eine traditionelle Gewerbe- und Handelsstadt. Vor tausend Jahren begann die Seifenindustrie.



Aleppo, Zitadelle

Typisch Aleppo

Die Seifenherstellung ist alt wie Aleppo. Die Seife wird aus Zutaten wie Oliven- und Lorbeeröl gemacht. Es gibt große Mengen davon.
Es sind Menschen aus Aleppo, die unsere Seife produzieren. Das ist Familienarbeit, und sie wird vom Großvater zum Sohn, vom Sohn zum Enkel weitergegeben. Manchmal ist die Produktion seit hundert oder auch zweihundert Jahren in den Händen der selben Familie.


Abu Mustafas Arbeitstag

Abu Mustafa ist 73 Jahre alt. Er ist Seifenhändler und Hersteller. Er war fünfzehn Jahre alt, als er mit der Seifenarbeit angefangen hat. Die alte Fabrik und die Technik und das Material sind unverändert, sagt er. Vor hunderten Jahren bis heute ist die Seife die gleiche Seife. Aber die Menschen bleiben nicht die gleichen.
Der Vater stirbt, sein Bruder oder sein Sohn machen weiter. Abu Mustafa erzählt.

Ich wache morgens durch den Gebetsruf der Umaja-Moschee auf. Ich wecke meine Frau, mache mich bereit und gehe zur Moschee. Unterwegs treffe ich die anderen alten Leute, die wie ich zum Gebet gehen. Wir beten mit dem Tagesanbruch.

Jeder von uns geht zu seinem Geschäft. Im osmanischen Reich gebaut, ist der Markt jetzt sehr alt und traditionell und eng. Ich öffne meinen Laden und bereite ihn auf die Kunden vor. Mein Platz, wo ich sitze, ist vor dem Laden. Das Buch, das ich lese, ist "Al Kurana", der Koran. Mit Gebet und Hoffnung beginne ich meinen Arbeitstag.
Die Kunden kommen aus verschiedenen Gegenden, um meine Seife zu kaufen. Jeder bekommt sein Brot von Allah. Keine Sorge, sagen meine Kollegen und ich im Markt. Um 14 Uhr ist es Zeit zum Mittagessen. Meine Frau kocht zu Hause, und der Junge, der bei mir arbeitet, geht nach Hause und holt das Essen. Gott sei Dank. Wir haben Essen, Gesundheit und Heiligkeit.
Nachmittags ungefähr um 16 Uhr fangen unsere Läden noch einmal an zu verkaufen.

Telefon habe ich noch nicht. Ich denke, dass die Leute, die meine Seife kaufen wollen, von mir nicht angerufen werden müssen. Werbung ist Quatsch. Meine Seifenqualität macht für sich selbst ihre Werbung.
Mit dem Abendruf zum Gebet, wenn die Sonne untergeht, mache ich meinen Laden zu und danke Allah für seine Gnade und mache mich auf den Weg zur Umaja-Moschee. Nach dem Gebet gehe ich nach Hause. Die Arbeitszeiten sind lang.


Ende des Tages

Abu Mustafa mit seiner großen Familie essen zusammen an einem Tisch. Sie sind 14 Personen. Das Essen ist unterschiedlich. Alle haben etwas getan, und alle sind hungrig. Nach dem Essen beginnt die Abendsetzung mit arabischem Tee und Kuchen, danach Obst und Süßigkeiten. Das Lachen ist laut, und die Setzung voll mit Spaß und Aufmerksamkeit für einander.
Um 23 Uhr gehen alle schlafen, um morgen wieder zu beginnen. Nacht für Nacht schlafen die Menschen in Aleppo, aber die große historische Burg bleibt wach und strahlt auf alle Dächer in Aleppo.

Für mich ist Aleppo der Orient, und der Orient ist nur Aleppo.

MH



Die Seife   Aleppo   Historisch   Nahost